Johannes Brahms, der einmal gesagt haben soll: „Orden sind mir wurscht, aber haben will ich sie“, hielt dennoch nicht viel von Protektion und öffentlichen Ehrungen. Als ihm einmal ein junger Geiger um Protektion bei der Wiener Kritik bat, machte er sich einen Spaß daraus. Er schlug dem Geiger vor, mit ihm in ein bestimmtes Caféhaus zu gehen, wo der namhafte Musikkritiker Max Kalbeck verkehrte: „Er sitzt dort meist mit seiner Mutter, die großen Einfluß auf ihn hat. Ich mache euch bekannt.

Während ich mit Kalbeck spreche, müssen Sie seiner Mutter von der Bedeutung ihres Sohnes vorschwärmen.“ Das geschah dann auch. Der Geiger erfand immer neue Komplimente, um sich bei Kalbecks Mutter einzuschmeicheln. Da sich die Dame auffallend reserviert verhielt, strengte sich der Geiger immer mehr an, bis sie ihn energisch unterbrach: „Entschuldigen Sie, mein Herr, aber ich weiß wirklich nicht, was Sie wollen. Ich bin nicht die Mutter von Max Kalbeck, sondern seine Frau.“