Der Violinvirtuose Fritz Kreisler war oft zu übermütigen Späßen aufgelegt. Nach einer Probe mit dem Concertgebouw-Orchester schlenderte Kreisler durch Amsterdam. Dabei entdeckte er das Haus eines Pfandleihers. Er trat ein und bot seine kostbare Guaneri-Geige als Pfand an. Der alte Pfandleiher warf nur einen Blick auf das Instrument und verschwand dann mit einer fadenscheinigen Entschuldigung im Hinterzimmer. Bald darauf erschienen zwei Polizisten, und der Pfandleiher forderte sie auf: „Verhaften Sie den Mann, er hat Fritz Kreislers Guaneri gestohlen!“
„Sie sind wirklich ein Kenner“, lachte der Künstler, „ich bin Fritz Kreisler und das ist meine Geige!“
„Das

kann jeder behaupten“, rief höhnisch der Pfandleiher, „ich weiß nämlich zufällig, daß Fritz Kreisler jetzt im Konzerthaus auf einer Probe ist.“
„Nein, nein“, protestierte der Künstler, „die Probe ist schon zu Ende.“
Kurz entschlossen drückte der Pfandleiher dem Verdächtigen Bogen und Geige in die Hand und befahl: „Spielen Sie!“ Kreisler setzte seine Guaneri an und spielte einige Takte. „Danke, das genügt mir!“ sagte der Pfandleiher, der ein vortrefflicher Musikkenner war. „Ich bitte um Entschuldigung. Sie sind wirklich Fritz Kreisler.“