Es war einmal ein Mann, der gesund, glücklich und wohlhabend war. Sein Freundeskreis war groß, und seine Eltern waren stolz auf ihn. Heute ist sein Gesicht eine starre Maske der Verzweiflung, bisweilen von hysterischem Lachen grauenvoll verzerrt, seine Haut ist weiß, wie die Weste BjörnEngholms, seine nikotingegilbten Finger zittern (er trinkt zwischen 37 und 43 Tassen Kaffee am Tag). Seiner Arbeit geht er mit der Motivation eines tütenklebenden Häftlings nach. Des nachts streift er durch dunkle Straßen, Passanten mit seinem wirren Gefasel erschreckend. Sein Konto, einst so voll wie ein türkisches Gefängnis nach einem Auswärtsspiel von Manchaster United, ist heute leer wie der Plenarsaal des Bundestages, wenn das Fernsehen einmal nicht da ist. Der Leser ahnt sicher schon, welch schreckliches Unglück ihm widerfahren ist: er war eines schönen Tages Besitzer eines Computers geworden.
Das Unheil nahm seinen Anfang, als MS-Windows ihm beim Start eines Tages frech verkündete, seine Laufwerk C existiere nicht.
(A)bbrechen, (W)iederholen oder (U)ebergehen?
Reset.
Er löscht einige Dateien von der offenbar nur in seinem kranken Hirn vorhandenen Festplatte und sann darüber nach, welcher übelwollende Zeitgenosse ihm ein so wirkungsvolles Hallozinogen in seinen Kaffee geschüttet habe. Als ihm sein elektronischer Freund am nächsten Tag die gleiche Mitteilung machte (nicht ohne einen Unterton unverhohlender Schadenfreude,

wie ihm schien), begann er sich, ernsthafte Sorgen um seinen Geisteszustand zu machen. Auch der zwielichtige Wegelagerer im Computerladen, von dem er „diesen verdammten Schrotthaufen“, wie er ihn liebevoll nannte, erstanden hatte, konnte ihm nicht helfen, da die Garantie, außer derjenigen auf lebenslange Nervenzusammenbrüche, recht beschränkt war. Mit qualvoller Monotonie wiederholte sich allmorgendlich das Drama – alle hysterischen Versuche (inklusive leichte Schläge gegen den Monitor), den Abtrünnigen zu bekehren, blieben erfolglos. Windows startete nicht mehr. Auch ein Luftwechsel brachte keine Besserung.
Tage- undnächtelanges Brüten über den heimtückischen INI-Dateien ließen seinen Wortschatz in Kürze auf den eines Dreijährigen zusammenschrumpfen. Er dachte daran, in den Untergrund zu gehen, und auch ein Attentat auf Bill Gates hatte er schon geplant (er wollte ihn umbringen, indem er ihm aus dem MS-Dos-Handbuch vorlas), was er schnell aufgab, da ihm sein Gewissen ein so grausames Verbrechen nicht erlaubte. Und so wurde er denn zu dieser bemitleidenswerten Kreatur, die jedem Computerbesitzer nicht gänzlich fremd scheinen dürfte.
Und die Moral von der Geschichte?
DON’T PANIC!