Ein virtuoser Bratscher ist über Jahrzehnte seinem Orchester treu geblieben. Nun steht sein Ruhestand bevor. Seit Beginn seiner Beschäftigung hat er eine Eigenart, der trotz dieser langen Zeit niemand auf den Grund gehen konnte: vor jeder Probe, vor jedem Auftritt, vor jeder Übungsstunde mit Schülern nimmt er einen kleinen Zettel aus seinem Bratschenkasten, schaut daruf , legt ihn wieder in den Kasten zurück, nimmt die Bratsche und spielt los. Keinem seiner Schüler ist es je gelungen, auch nur heimlich an den Kasten und vor allem an den Zettel zu kommen, so daß – wie bei allen großen Geheimnissen – es die wildesten Gerüchte und Spekulationen gab und gibt, was auf diesem Zettel steht. Über die Pensionierung hinaus

ist der Bratschist aktiv geblieben und hat sein Orchester immer wieder unterstützt, aber den Text auf dem Zettel hat noch niemand gelesen. Niemand aus der Familie, kein Dirigent, nicht einmal seine Frau.
Da war vor wenigen Wochen der Tag gekommen, an dem unser Bratscher eines Abends ins Bett geht, die Bratsche samt Koffer unter selbiges legt, einschläft und am Morgen nicht wieder aufwacht. Er ist gestorben.
Nun war sein Umfeld ja seit Jahrzehnten neugierig darauf, was auf diesem Zettel steht, und so schauten die Anwesenden in den Kasten, noch bevor der Mann begraben war. Und sie staunten sehr, was dort geschrieben stand:
Bratsche links – Bogen rechts.