(Nachfolgende Geschichte hat sich in Palästina zur Zeit der englischen Mandatsregierung wirklich zugetragen. Um sie zu verstehen, muß man wissen, daß Jiddisch, beeinflußt von der Talmudlektüre (cf. Einleitung), den Sinn einer Aussage oft nicht durch die Wortstellung im Satze, sondern nur durch die entsprechende Satzmelodie ausdrückt. Die im Deutschen übliche Inversion im Fragesatz ist im Jiddischen daher nicht obligatorisch.)
Ein Ostjude, des Englischen nicht mächtig, war angeklagt, ein Pferd gestohlen zu haben. Der englische Richter seinerseits verstand kein Jiddisch, so daß ein Dolmetscher beigezogen werden mußte. Im nachfolgenden geben wir die englischen Passagen deutsch wieder.
Der Richter: „Sie haben ein Pferd gestohlen?“
„Der Jude, nachdem der Dolmetscher ihm den Satz übersetzt hat, verwundert: „Ech hob geganwet

a Ferd?!“ Der Dolmetscher übersetzt wörtlich korrekt, aber ohne die fragende Melodie: „Ich habe ein Pferd gestohlen.“
Der Richter; „Warum haben Sie das Pferd gestohlen?“
Der Jude, erregt: „Ech hob geganwet a Ferd?! Ech brouch a Ferd?!“
Dolmetscher: „Ich habe ein Pferd gestohlen. Ich brauche ein Pferd.“
Der Richter: „Wozu brauchen Sie denn ein Pferd?“
Der Jude, außer sich: „Ech brouch a Ferd af Kapores!“ (rituelles Sühneopfer, als Redensart jedoch etwa wie ‚etwas für die Katz brauchen‘.)
Der Dolmetscher aber übersetzt wörtlich korrekt: „Ich brauche das Pferd für ein rituelles Sühnopfer.“